Im Jahr 1997 Installierte man in Österreich noch jährlich ca. 33.000 Öl-Heizkessel, 2017 gab es nur noch ein jährliches Marktvolumen von ca. 5.700 Stück. Im Neubau-Sektor wird de facto kein Ölheizkessel mehr installiert. In neu gebauten Einfamilienhäusern wurden 2017 ca. 80 % Heizungswärmepumpen verbaut. Der restliche Anteil teilt sich auf Pellets- bzw. Gasbrennwertheizungen auf. Die Energiewende im Neubau ist durch die strengen Bauordnungen und Fördersysteme bereits vollzogen; im Wärmeerzeuger-Bestandsmarkt jedoch noch nicht. Dieser schrumpft vor sich hin und die installierten fossilen Heizsysteme speziell Ölheizkessel werden immer älter und älter. So sind laut der Energiestrategie der Bundesregierung #mission2030 mehr als 700.000 installierte Öl-Heizsysteme in Österreich älter als 20 Jahre und dringend sanierungsbedürftig. Aber die Kunden „heizen bis der Ofen aus ist“. Will Österreich die definierten Klimaziele nur halbwegs erreichen, so muss der Sanierungs-markt radikal bearbeitet werden. Und zwar von der gesamten Branche mit einheitlichen Botschaften, denn die Sanierungsquote von derzeit unter 1 % muss massiv erhöht werden.
energy4rent hat aus diesem Grund eine aktive Branchendiskussion mit der Bundesinnung der Installateure und der Rauchfangkehrer sowie dem ÖVGW gestartet, um dieses Thema weiter voran zu treiben und zu folgenden Fragestellungen mögliche Antworten zu finden:
Wie soll das enorme Marktpotenzial der Altkessel gehoben werden, wenn die Anzahl der Installateure über das ganze Jahr nahezu konstant bleibt und Kunden grundsätzlich nur in den Sommermonaten ihre Kessel tauschen wollen? Auf welchen Energieträger soll der Kunde bei einer Heizungssanierung umsteigen? Wie motiviert man Kunden zu einem Kesseltausch? All diese Fragestellungen und mehr wurden in der anschließenden Expertenrunde diskutiert.
„Wir verstehen uns als Brückenbauer zwischen der „Fossilen Welt“ und der Welt der Erneuerbaren“ sagte Patay und analysierte welchen Beitrag mobile Wärme in Hinblick auf den Kesseltausch leisten könnte. Mindestens 10 % zusätzliches Marktwachstum wäre für die nächsten Jahre möglich, wenn man den Sanierungsrückstau mit mobiler Wärme auflöst. Genau für diese Aufgabenstellung hat energy4rent eine maßgeschneiderte Branchenlösung: Heizungsmodernisierungen ohne Komfortverlust in der kalten Jahreszeit.
Eine Umstellung auf ein neues Heizsystem muss gut geplant werden. Dank mobiler Wärme, müssen modernisierungswillige Heizungsbesitzer nicht auf einen Umstieg auf ein erneuerbares bzw. effizienteres Energiesystem in der kalten Jahreszeit verzichten auch dann nicht, wenn es sich um einen echten Notfall handelt. Damit schafft man für Installateure den nötigen Planungsfreiraum, um auch in den Wintermonaten einen Umstieg auf ein effizientes und umweltfreundliches Energiesystem für Kunden zu ermöglichen. In Summe sind durch den Einsatz von mobiler Wärme zusätzlich 15.000 Sanierungen pro Jahr möglich.
„Der Facharbeitermangel hat auch die Installationsbranche voll getroffen. Im Jahr 2017 suchten bereits 44 % der Betriebe aktiv nach zusätzlichen Mitarbeitern. Heuer erhöhte sich die Anzahl der suchenden Betriebe bereits auf 58 %. Weiters steht uns noch eine massive Pensionierungswelle der „Babyboomer-Generation“ im Hand-werk bevor“ führt KR. Ing. Michael Mattes, Bundesinnungsmeister der Installateure aus und ergänzt noch: „Aufgrund des akut herrschenden Arbeitskräftemangels im Installationshandwerk sehe ich gar keine andere Möglichkeit die Zeit von einem Kesseltausch mit mobiler Wärme in die kalte Jahreszeit auszudehnen. Das aktive Anbieten eines Kesseltausches im 1. Halbjahr würde nicht nur die Auslastungsquote unserer Mitglieder erhöhen, sondern schafft auch Platz für Mehrkapazität neben Fachkräftemangel und Urlaubszeit im Sommer. Natürlich ist dafür auch der Auftraggeber zu überzeugen“, ist sich Mattes sicher.
Mag. Michael Mock, GF des FGW und der ÖVGW berichtet über Strategien und Beiträge der Gaswirtschaft zur erfolgreichen Umsetzung der #mission 2030. Die Gasinfrastrukturen sind dabei die zentrale Drehscheibe in der Vernetzung der Sektoren und in der Hebung zusätzlicher erneuerbarer Potenziale, die es jedenfalls in der Energiestrategie zu berücksichtigen gibt. „Positiv ist in dem Zusammenhang, dass an die Stelle eines Ökostromgesetzes das Energie-gesetz Neu bzw. Erneuerbarenausbau Gesetz tritt, das auch die Umsetzung der Greening the Gas-Strategie berücksichtigt“, betont Mock. Die Berücksichtigung der Potenziale von erneuerbaren Grünen Gasen (Biomethan, Wasserstoff und synthetisches Gas) stellt einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Gasversorgung insbesondere im Raumwärmemarkt dar. Zudem stellt dies eine einfache, rasche und kostengünstig umsetzbare Maßnahme dar um den CO2-Ausstoß nachhaltig zu reduzieren. Zur Hebung dieser erneuerbaren Gas-Potenziale ist Technologieoffenheit und Gleichberechtigung mit anderen Erneuerbaren (bei Förderungen, der Besteuerung, in Bauordnungen) sowie die freie Wahl der Energieträger, anstatt von Ge- und Verboten, herzustellen. Darüber hinaus ist es nötig, ein Marktmodell für die Einspeisung von Grünem Gas zu schaffen. Damit kann die Basis geschaffen werden, dass rund eine Million gasversorgte Haushalte auch zukünftig kostengünstig und „grün“ versorgt werden können.
In Deutschland gibt es bereits eine ganz konkrete Maßnahme mit gezielten bzw. maßgeschneiderten Kundeninformationen zu einer Erhöhung der Kesselaustauschquote zu kommen. Mit einem Altanlagenlabel will man die Tauschquote um + 0,7 % erhöhen, indem man Rauchfangkehrer aktiv als Erstberater nutzt. Das dafür errechnete Marktpotenzial für diese Maßnahme liegt bei etwa 140.000 Heizgeräte pro Jahr. KR Peter Engelbrechtsmüller und Bundesinnungsmeister der Rauchfangkehrer berichtete über die ersten Zwischenergebnisse des deutschen Modells, welches 2016 eingeführt wurde und als rechtliche Basis ein eigenes Energiekennzeichnungsgesetzes hat. „Meine Kollegen, die deutschen Schornsteinfeger, konnten eine Schlüsselfunktion in der Beratung beim Kesseltausch aufgrund einer eigenen gesetzlichen Grundlage übernehmen. Der Bund bezahlt Ä 8,- pro Anlage für eine neutrale Beratungsleistung eines Rauchfangkehrers. Seit Jänner 2017 bis September 2018 konnten bereits 1,5 Millionen Aufkleber an Altkessel angebracht und über die BAFA verrechnet werden. 3 % dieser Kunden haben bereits eine Kesselsanierung durchgeführt. Das entspricht einem Volumen von 45.000 Kesseln. Die Kessel- bzw. Serviceunternehmen haben im selben Zeitraum nicht einmal 2 % an Altgerätelabel bei den Kunden angebracht“. Daher schlägt Engelbrechtsmüller eine ähnliche gesetzliche Regelung wie in Deutschland vor, um den Sanierungsmarkt auch in Österreich wirkungsvoll zu beleben.
Und was machen die Installateure in Österreich, um die Sanierungsquote zu heben? „Wir haben unter der Dach-marke der österreichischen Installateure einen Verein, das SHL-Zukunftsforum nach dem Vorbild der bekannten OASE Bad gegründet. Dieser Verein wird aktiv von den Installateuren, von Industriefirmen und vom Großhandel getragen.
Interessenten erhalten unter www.dieinstallateure.at Informationen über sämtliche Möglichkeiten einer Anlagenmodernisierung inklusive Förderungen. Weiters kann mit einem Energiesparrechner auf unserer Homepage durch wenige Eingaben der Zustand der Altanlage erfasst und ein grobes Einsparpotential ermittelt werden. Von den über 560 eingetragenen Betrieben ist ein „Sanierungsberater“ immer in der Nähe, welcher nach einer Besichtigung kompetent berät und auch für eine fachgerechte Modernisierung garantiert“, berichtet Mattes stolz über die Aktivitäten der Installateure.
Abschließend waren sich alle Diskussions-Teilnehmer einig. Nur eine enge Zusammenarbeit aller Branchenverbände mit einheitlichen Marktbotschaften ist der Garant für eine realistische Erhöhung der Tauschquote. Wobei das aktive Anbieten von mobiler Wärme in den Winter-monaten durch das Fachhandwerk einen entscheidenden Beitrag zur Kapazitätserhöhung beitragen kann.